In diesem Text beantworten wir Ihnen alle wichtigen Fragen rund um den Betrieb und die Wartung Ihres Blockheizkraftwerks. Sie erfahren zum Beispiel, welche Anwendungsgebiete es für Blockheizkraftwerke gibt und wie diese installiert werden. Wir erklären Ihnen, wie laut (oder leise) ein BHKW ist, wie viel Platz es braucht und was Sie bei der Wartung beachten müssen. Außerdem stellen wir Ihnen verschiedene Betriebsarten vor. So wissen Sie ganz genau, was bei der Nutzung eines BHKW auf Sie zukommt.
1. Anwendungsgebiete für Blockheizkraftwerke
BHKW gibt es in ganz unterschiedlichen Größen. Prinzipiell eignen sie sich für jedes Gebäude, in dem Strom und Wärme benötigt werden. Allerdings steigt die Rentabilität mit dem Nutzungsgrad und mit dem Strom- und Wärmebedarf des Hauses.
1.1. Blockheizkraftwerk für ein Einfamilienhaus
Es sollte an dieser Stelle fairerweise gesagt werden, dass sich Blockheizkraftwerke in Einfamilienhäusern nicht immer rechnen. Nur unter bestimmten Voraussetzungen kann ein Nano- oder Mikro-BHKW auch in einem Einfamilienhaus rentabel betrieben werden. Empfohlen wird, dass die Anlage rund 5000 Betriebsstunden pro Jahr erreicht (zur Orientierung: Ein Jahr hat 8760 Stunden). Diese Voraussetzung sollte bei der Dimensionierung deshalb mitgedacht werden. Während des Betriebs sollte ein halbwegs gleichmäßiger Wärmebedarf im Gebäude gewährleistet sein. Wenn diese Punkte gegeben sind, spricht nichts gegen ein BHKW im Einfamilienhaus.
Die Amortisationszeit für ein Blockheizkraftwerk in einem Einfamilienhaus beträgt rund zehn bis 15 Jahre.
Wenn Sie diese Richtwerte alleine nicht erreichen, könnten Sie überlegen, den überschüssigen Strom an umliegende Nachbarn zu verkaufen. Dies ist für beide Parteien lukrativ: Der Betreiber des BHKW steigert seinen Ertrag und der Nachbar erhält günstigeren Strom.
Alternativ können Sie in Einfamilienhäusern auch Brennstoffzellenheizungen nutzen, die ebenfalls hocheffizient Strom und Wärme aus Gas produzieren.
1.2. Blockheizkraftwerk für ein Mehrfamilienhaus oder Reihenhaus
Für Mehrfamilienhäuser ist der BHKW-Betrieb fast durchweg rentabel und oft wirtschaftlicher als andere Modelle der Energie- und Wärmeversorgung. Die hier eingesetzten BHKW nennt man Mini-BHKW. Auch in dieser Größenordnung sollte darauf geachtet werden, dass das Blockheizkraftwerk möglichst stark ausgelastet ist, sodass die Anlage selten heruntergefahren werden muss. Die Amortisationszeit für ein BHKW in einem Mehrfamilienhaus beträgt etwa neun bis zehn Jahre.
1.3. Blockheizkraftwerk für einen Wohnblock
BHKW in Wohnblocks gehören zu den größten Anwendungen für diese Technologie. Wie bei Mehrfamilienhäusern ist der wirtschaftliche Betrieb nahezu garantiert. Folgende Fragen müssen bei der Strom- und Wärmeversorgung eines Wohnblocks mithilfe eines BHKW geklärt werden:
- Wer betreibt das BHKW? Einer der Eigentümer oder eine Mieter-GbR?
- Soll das BHKW gekauft werden oder nutzen Sie lieber Contracting? (Bei diesem Modell kauft und betreibt zum Beispiel ein Energielieferant Ihr Blockheizkraftwerk. Dadurch haben die Eigentümer und Mieter keinen weiteren Aufwand und profitieren trotzdem noch von günstigerer Energie.)
- Soll es ein großes BHKW sein oder mehrere kleine? Für ein großes BHKW sprechen geringere Anschaffungskosten und ein reduzierter Wartungsaufwand. Mehrere kleine BHKW können dafür bedarfsgerechter und so wirtschaftlicher betrieben werden. Und bei Störungen fällt nicht die gesamte Anlage auf einmal aus.
Die Amortisationszeit für ein BHKW in einem Wohnblock beträgt etwa drei bis zehn Jahre.
Wir empfehlen Ihnen das nachfolgende - dort bekommen Sie weitere wichtige Informationen bzgl. der energetischen Sanierung durch die Installation eines Mini-Blockheizkraftwerks.
1.4. Blockheizkraftwerke in Industrie und Gewerbe
Für Industriebetriebe ist ein Blockheizkraftwerk absolut eine Investition in die Zukunft. Ein hoher Strombedarf in der Fertigung und ein hoher Wärmebedarf in Verwaltungsgebäuden ergänzen sich perfekt. Besonders in Betrieben mit Schichtarbeit ist eine ideale Auslastung des BHKW garantiert. Viele Betriebe benötigen auch eine Kühlung – nicht nur für Räume, sondern auch für Maschinen und Produkte. In Verbindung mit einer Absorptionskältemaschine wird die Auslastung des BHKW perfektioniert. Eine kurze Amortisationszeit ist zu erwarten.
Weitere beliebte Einsatzgebiete für BHKW sind Schwimmbäder, Hotels, Krankenhäuser und Ämter. Außerdem werden sie als Notstromaggregate eingesetzt.
Sie auch: Mikro-KWK im Gewerbe (J Lipp, F Sänger, P Tzscheutschler - 2013)
2. Wie viel Platz benötigt ein BHKW?
Mikro-BHKW werden in der Regel im Keller installiert und benötigen dort etwa 4 bis 5 Quadratmeter Platz. Kommt ein Pufferspeicher hinzu (was empfehlenswert ist), braucht man schon zwischen 5 und 10 Quadratmeter. Die einzelnen Bestandteile müssen nicht zwangsläufig in einem Raum installiert werden. Allerdings kostet jede Sonderlösung einen Aufpreis.
Beachten Sie bei der Platzplanung auch, dass ein Techniker das Blockheizkraftwerk warten muss. Daher ist es nicht empfehlenswert, das BHKW direkt an der Wand zu platzieren. Lassen Sie von allen Seiten etwa 30 bis 40 Zentimeter Platz, um die Wartung zu erleichtern. Prinzipiell kann das BHKW zwar auch bündig zum Speicher oder zur Wand installiert und dann für Wartungszwecke herausgezogen werden. Allerdings ist dies mit Mehraufwand und viel Mühe verbunden: Allein das BHkW-Modul wiegt etwa 500 kg.
3. Installation: Die 6 Schritte, um ein BHKW in das Gebäude zu integrieren
Blockheizkraftwerke müssen auf sechs Arten in ein Gebäude integriert werden: zunächst räumlich, hydraulisch, elektrisch und steuerungstechnisch. Und dann müssen die Brennstoffversorgung und die Abgas-Abführung (hier dazu das Planungshandbuch Abgasabführung SENERTEC) gewährleistet sein. Dabei achtet der Installationsfachbetrieb auf die Kompatibilität der einzelnen Bestandteile und auf die richtige Auslegung. Nur dann kann eine korrekte Einstellung erfolgen. Wir erklären Ihnen die einzelnen Installationsschritte.
3.1. Die räumliche Einbindung
Jede weitere Integration erübrigt sich, wenn im Gebäude kein Platz für das Modul und den Pufferspeicher vorhanden ist. Am ehesten empfiehlt sich ein Kellerraum, es kommen jedoch auch Hauswirtschaftsräume im Erdgeschoss in Betracht. Darüber hinaus muss das BHKW-Modul auch durch sämtliche Türen passen. Selbstverständlich beachten die Hersteller dies bei Ihrer Entwicklung und Dimensionierung. Für ein Nano- oder Mikro-BHKW gilt: Wenn Sie sich unsicher sind, können Sie selbst überprüfen, ob genug Platz für das Rangieren vorhanden ist. Wenn eine Waschmaschine oder ein Kühlschrank problemlos bis zum Zielraum transportiert werden kann, dann wird es mit einem BHKW auch klappen.
3.2. Die hydraulische Einbindung
Die hydraulische Integration bezieht sich auf das bestehende Heizungssystem im Haus. Die im BHKW entstehende Prozesswärme wird nutzbar gemacht und für die Wärmeversorgung des Hauses genutzt. Dafür muss das Gerät natürlich an die Verteilung für die Heizkörper angeschlossen werden. In den allermeisten Fällen wird auch ein Pufferspeicher installiert, um nicht sofort genutzte Wärmeenergie später abrufen zu können.
3.3. Die elektrische Einbindung
Für die Elektrik ist eine doppelte Einbindung erforderlich:
- Zum einen wird der im BHKW produzierte Strom durch Eigenverbrauch im Gebäude direkt verwendet.
- Und zum anderen wird überschüssiger Strom ins öffentliche Netz eingespeist.
Zunächst wird daher das BHKW mit dem Verteilerkasten des Gebäudes verbunden. Wird zur Zeit der Stromproduktion kein oder zu wenig Strom benötigt, erfolgt die Einspeisung in das öffentliche Stromnetz. Da der Strom dort vergütet wird, braucht man zusätzlich zum bestehenden Stromzähler einen weiteren Zähler mit Rücklaufsperre oder einen Zweirichtungszähler. Eine Alternative wäre die Einbindung eines Stromspeichers und damit eine Null-Rückeinspeisung in das öffentliche Stromnetz. Aktuell nicht verbrauchter Strom wird gespeichert und kann bei Bedarf später abgerufen werden. Stromspeicher sind allerdings noch sehr teuer und lohnen sich oftmals nicht.
3.4. Die steuerungstechnische Einbindung
In der Regel bringen die Blockheizkraftwerke eine Steuereinheit schon mit. Allerdings muss diese mit der Gebäudetechnik kommunizieren können. Das BHKW soll schließlich nicht permanent laufen, sondern nur bei Bedarf gestartet werden. Je nachdem, ob es strom- oder wärmegeführt betrieben wird, muss es „wissen“, wann Strom oder Wärme im Gebäude benötigt wird.
3.5. Die Brennstoff-Versorgung
Je nach Brennstoffart werden beim Einbau unterschiedliche Maßnahmen nötig. Bei einem Erdgas-BHKW zum Beispiel wird das Blockheizkraftwerk an die Erdgas-Leitung angeschlossen. Bei Flüssiggas oder Heizöl wird eine Leitung zum entsprechenden Tank gelegt (der natürlich selbst auch wieder Platz braucht und aufgebaut werden muss).
3.6. Die abgas-technische Einbindung
Die Abgase des BHKW müssen abgeführt werden. Wenn ein nicht verwendeter Schornstein vorhanden ist, bietet sich dieser an. Ansonsten wird ein Rohr angebracht, das das Haus durch die Kellerwand verlässt und dann an der Außenwand nach oben geführt wird. So treten die Abgase oberhalb des Daches aus. Ein direktes Ausleiten der Abgase durch die Kellerwand auf Höhe des Kellers ist erstens gesetzlich nicht erlaubt und zweitens nicht wünschenswert. Sonst würden Sie im Garten und in den Wohnräumen ständig die Abgase einatmen, das ist natürlich nicht akzeptabel.
4. Müssen Vorschriften zum Brandschutz beachtet werden?
Genau so, wie auch andere Heizsysteme nur unter bestimmten Voraussetzungen installiert werden können, gilt dies auch für BHKW. Damit man nicht auf die Idee kommt, sein Blockheizkraftwerk im Wohnzimmer oder im Gartenschuppen zu betreiben, ist das gesetzlich gar nicht erst erlaubt.
Um sich selbst über die geltenden Brandschutzvorschriften zu informieren, können Sie im Internet die „Verordnung über Feuerungsanlagen und Brennstofflagerung (FeuVO)“ Ihres Bundeslandes recherchieren. Es gibt durchaus Unterschied zwischen den einzelnen Bundesländern. Hier einmal ein Auszug aus der FeuVO des Landes Baden-Württemberg:
(1) Feuerstätten für flüssige und gasförmige Brennstoffe mit einer Gesamtnennwärmeleistung von mehr als 50 kW dürfen nur in Räumen aufgestellt werden,
- die nicht anderweitig genutzt werden, ausgenommen zur Aufstellung von Wärmepumpen, Blockheizkraftwerken und ortsfesten Verbrennungsmotoren sowie zur Lagerung von Brennstoffen,
- die gegenüber anderen Räumen keine Öffnungen, ausgenommen Öffnungen für Türen, haben,
- deren Türen dicht- und selbstschließend sind und
- die gelüftet werden können.
(2) Brenner und Brennstoffördereinrichtungen der Feuerstätten nach Absatz 1 müssen durch einen außerhalb des Aufstellraumes angeordneten Schalter (Notschalter) jederzeit abgeschaltet werden können. Bei dem Notschalter muß ein Schild mit der Aufschrift »NOTSCHALTER-FEUERUNG« vorhanden sein.
(3) Wird in dem Aufstellraum Heizöl gelagert oder ist der Raum für die Heizöllagerung nur vom Aufstellraum zugänglich, muß die Heizölzufuhr mit dem Notschalter oder von der Stelle des Notschalters aus durch eine entsprechend gekennzeichnete Absperreinrichtung unterbrochen werden können.
(4) Abweichend von Absatz 1 dürfen die Feuerstätten auch in anderen Räumen aufgestellt werden, wenn
- sie nur der Beheizung des Aufstellraumes dienen und sicher betrieben werden können, oder
- diese Räume in freistehenden Gebäuden liegen, die allein dem Betrieb der Feuerstätten sowie der Brennstofflagerung dienen.
Damit Ihr Gebäude weiterhin gut geschützt ist, müssen die gesetzlichen Voraussetzungen also definitiv erfüllt sein. Informieren Sie sich deshalb schon bei der Planung genau, welche Vorschriften bei Ihnen gelten! Zusätzliche Maßnahmen zum Schutz Ihres Hauses (zum Beispiel Rauchmelder zum Brandschutz) sind teilweise freiwillig, aber sicher sinnvoll. Allerdings ist das Feuerrisiko bei BHKW extrem gering. Man hört ja auch nie davon, dass ein Automotor einfach so Feuer fängt. Die gleiche Sicherheit besteht auch bei Blockheizkraftwerken. Am sinnvollsten ist es aber, wie so oft, Ihren Fachmann, die Installationsfirma oder den Schornsteinfeger zu befragen.
5. Wie laut ist ein BHKW?
Der Geräuschpegel eines Geräts ist sicherlich ein entscheidender Faktor bei der Anschaffung. Ein modernes Blockheizkraftwerk wird in einem schallgedämmten Gehäuse ausgeliefert, sodass bei den meisten Herstellern die Zimmerlautstärke nicht überschritten wird. In den Wohnräumen nehmen Sie also meistens gar nichts mehr von Ihrem Blockheizkraftwerk wahr. Die Geräusche des BHKW liegen meist zwischen 46 und 58 dB (je nach Hersteller und Modell). Was bedeuten diese Werte? Das können Sie anhand der folgenden Tabelle leichter einschätzen:
Lautstärke in dB | Art der Geräusche |
---|---|
30 | Ticken einer leisen Uhr, feiner Landregen, Flüstern |
40 | nahes Flüstern, ruhige Wohnstraße |
50 | Unterhaltungssprache |
60 | Unterhaltungssprache in einem Meter Abstand, Bürolärm |
70 | laute Unterhaltung, Rufen, PKW in zehn Metern Abstand |
80 | Straßenlärm bei starkem Verkehr |
90 | laute Fabrikhalle |
100 | Autohupen in sieben Metern Abstand |
6. Wartung und Wartungskosten eines Blockheizkraftwerks
Alle Blockheizkraftwerke müssen hin und wieder gewartet werden. Aber: So unterschiedlich die einzelnen BHKW-Typen sind, so verschieden sind auch die Wartungsintervalle und damit die Wartungskosten.
Das Rundum-Sorglos-Paket wäre ein Vollwartungsvertrag mit dem Hersteller oder dem Installateur. Hier rechnet man im Schnitt mit 2 bis 3 Cent pro Kilowatt erzeugtem Strom. Diesen Wert sollen Sie in Ihrer Wirtschaftlichkeitskalkulation mit berücksichtigen.
6.1. Wartung bei einem BHKW mit Verbrennungsmotor
Die meisten BHKW mit Verbrennungsmotor müssen alle 2500 bis 4000 Betriebsstunden gewartet werden. Bei einer empfohlenen Laufzeit von mindestens 5000 Betriebsstunden im Jahr wäre das etwa zweimal jährlich. Die Wartungskosten betragen durchschnittlich 350 Euro pro Wartung. Allerdings gibt es auch Hersteller, deren Wartungskosten von diesen Mittelwerten stark nach oben oder unten abweichen. Es empfiehlt sich also, nach den Wartungskosten zu fragen, bevor Sie sich für ein Modell entscheiden.
Bei der Wartung werden ähnliche Arbeiten durchgeführt wie bei einem PKW-Motor, zum Beispiel ein Ölwechsel. Was keinen Autofahrer überraschen dürfte: In bestimmten Abständen müssen auch einige Teile des BHKW ausgetauscht werden, zum Beispiel die Zündkerzen und Zylinderköpfe. Diese werden natürlich zusätzlich zur Wartung in Rechnung gestellt.
6.2. Wartung bei einem BHKW mit Stirlingmotor
Stirlingmotoren sind deutlich wartungsärmer als Verbrennungsmotoren. Sie brauchen nur alle 5000 bis 8000 Betriebsstunden eine Wartung. Einige Hersteller versprechen sogar noch deutlich längere wartungsfreie Betriebszeiten, teilweise bis zu 80.000 Stunden. Der Grund für diese großen Unterschiede zum Verbrenner: Da im Stirlingmotor keine Verbrennung stattfindet, ist hier der Verschleiß deutlich geringer und die Lebenszeit höher.
7. Lebensdauer eines Blockheizkraftwerks
Blockheizkraftwerke sind technisch hoch ausgereifte Geräte, die eine Lebensdauer von bis zu 20 Jahren haben. Sie können in dieser Zeit – je nach Hersteller und verwendetem Motor – zwischen 40.000 und 60.000 Stunden betrieben werden. Stirlingmotoren halten teilweise sogar 80.000 bis 100.000 Betriebsstunden. Wenn sie am Ende ihrer Lebenszeit angekommen sind, müssen auch nur die Motorkomponenten ausgetauscht werden, die Anschlüsse und der Kessel können bleiben. Ein Diesel- oder Ottomotor in einem BHKW kann somit unter Umständen die zehnfache Laufleistung erreichen, als es bei einer Verwendung in einem PKW möglich wäre: 10.000 Betriebsstunden eines BHKW entsprechen in etwa 300.000 bis 500.000 Kilometern Laufleistung eines PKW-Motors.
8. Wärme- oder netzgeführter Betrieb eines BHKW?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, ein BHKW zu betreiben. Unterschiede gibt es vor allem bei der Frage, ob sich das Gerät am Wärmebedarf oder am Strombedarf des Gebäudes orientiert.
8.1. Der wärmegeführte Betrieb eines BHKW
Der wärmegeführte Betrieb richtet die Nutzung nach dem Wärmebedarf aus. Genauer gesagt: nach der Wärme-Grundlast des Gebäudes. Das steckt hinter dem Begriff: In jedem Haus wird Wärme benötigt, um Warmwasser zu erzeugen und die Heizung zu betreiben. Die Grundlast ist der Minimalwert, der auch im Sommer nicht unterschritten wird. Man geht jetzt her und dimensioniert die Größe des BHKW so, dass es mindestens 5000 Stunden läuft, um diese Grundlast des Wärmebedarfs zu denken. Wenn es noch mehr Laufstunden sind: Umso besser!
Die maximal benötigte Wärmemenge bezeichnet man als Wärme-Spitzenlast. Nun fragen Sie sich vielleicht, ob es nicht sinnvoller wäre, die Größe des BHKW an der Spitzenlast auszurichten. Denn dann könnte man doch seinen gesamten Wärmebedarf mit dem BHKW decken. Gute Überlegung, aber leider falsch. Ein Blockheizkraftwerk arbeitet besonders langlebig, produktiv und wirtschaftlich, wenn es möglichst lange unterbrechungsfrei läuft. Am besten wäre es, wenn die Anlage im Winter sogar nonstop arbeitet. Würde man versuchen, die Größe des BHKW an der Spitzenlast zu orientieren, müsste es ziemlich häufig ein- und ausschalten, was dem Motor schaden würde. Warum das so ist, wird in einem Vergleich deutlich: Mit dem Auto verbraucht man im Stop-and-go-Verkehr deutlich mehr Kraftstoff als beim gleichmäßigen Fahren auf der Autobahn. Außerdem verkürzt es die Lebenszeit des Motors signifikant. Genauso funktioniert das auch beim Motor Ihres Blockheizkraftwerks.
In der Realität orientiert man sich bei der Größenauswahl des BHKW also an der Wärme-Grundlast. Um kurzfristige Spitzen abzudecken, wird zusätzlich ein Pufferspeicher installiert. Dieser gewährleistet in den warmen Monaten auch, dass das BHKW nur wenige Stunden läuft (um den Speicherkessel zu füllen) und dann bis zur Entleerung nicht mehr eingeschaltet werden muss.
Der wärmegeführte Betrieb ist die häufigste Betriebsart für BHKW, da der Wärmebedarf von Gebäuden im Tagesverlauf gleichmäßiger ist und so das Heizkraftwerk schonender und wirtschaftlicher betrieben werden kann. Dadurch wird der Motor gleichmäßiger belastet und die Lebensdauer und die Wirtschaftlichkeit erhöhen sich.
Was passiert mit dem Strom beim wärmegeführten BHKW-Betrieb?
Prinzipiell kann der Strom voll ins öffentliche Netz eingespeist werden. Empfehlenswerter ist allerdings eine Überstromeinspeisung. Dabei wird das Blockheizkraftwerk so eingestellt, dass es zunächst einen Stromabnehmer im Haus sucht. Wird der produzierte Strom gerade gebraucht, wird er direkt im Haus genutzt. Sollte der Strom im Moment der Erzeugung nicht benötigt werden, wird er ins öffentliche Netz eingespeist und vergütet. Der Strom wird beim Eigenverbrauch also nicht vergütet, aber man spart sich den Zukauf vom Versorger. Diese Betriebsart ist wirtschaftlicher, da erstens die Einspeisevergütung unter dem Strompreis liegt und zweitens gewährleistet ist, dass die gesamte elektrische Energie genutzt wird. Alternativ können Sie überschüssigen Strom auch in einem Akku speichern. Lassen Sie sich beraten, ob diese Möglichkeit in Ihrem Fall machbar und rentabel ist!
8.2. Der stromgeführte Betrieb eines BHKW
Beim stromgeführten Betrieb liegt der Fokus auf der maximalen Stromerzeugung. Der Strombedarf wird erfasst und das BHKW startet, um diesen zu decken. Dies ist vom Prinzip her eigentlich gut, hat aber einen großen Nachteil: Es wird gleichzeitig Wärme erzeugt, die genutzt werden soll. Anders als Strom kann man Wärme natürlich nicht in ein öffentliches Netz einspeisen. Für Wohngebäude wird also ein großer Pufferspeicher benötigt, der die Überschusswärme aufnimmt und erst bei Bedarf zur Verfügung stellt. Wenn dieser aber voll ist und es keinen Wärmebedarf im Haus gibt, wird das Blockheizkraftwerk nicht starten oder die Wärme wird ungenutzt abgeführt. Das widerspricht letztlich dem Grundgedanken einer Kraft-Wärme-Kopplungsanlage. Und: Die stromgeführte Nutzung lässt das BHKW durch häufiges An- und Ausschalten schneller verschleißen.
Trotz der genannten Nachteile ist der stromgeführte Betrieb eines BHKW in manchen Fällen sinnvoll, zum Beispiel bei Blockheizkraftwerken,
- die thermisch UND elektrisch zu 100 % ausgelastet sind,
- die im Inselbetrieb laufen (siehe unten),
- bei denen nachwachsende Rohstoffe als Brennstoff genutzt werden, weil es hierfür eine zusätzliche Vergütung für die Einspeisung gibt,
- die als Notstromaggregat geführt werden.
8.3. Weitere Aspekte zum Betrieb von Blockheizkraftwerken
Diese Begriffe sollten Sie kennen:
8.3.1. Netzparallelbetrieb
Die meisten BHKW werden im Netzparallelbetrieb geführt. Das heißt, sie werden an das öffentliche Stromnetz angeschlossen. Die Netzbetreiber in Deutschland sind verpflichtet, den Strom abzunehmen und zu festgelegten Preisen pro kWh zu vergüten.
8.3.2. Inselbetrieb
Der BHKW-Inselbetrieb dient dazu, voll autark Energie zu erzeugen. In der Regel wird der Inselbetrieb mit einer Photovoltaikanlage, einer Solarthermie-Anlage und einem Akku kombiniert. Sinnvoll ist ein solcher Einsatz überall dort, wo ein Anschluss an das öffentliche Stromnetz nicht möglich ist. Das ist zum Beispiel auf Berghütten oder Booten der Fall. Der Inselbetrieb eines Blockheizkraftwerks ist aber auch an anderen Orten möglich und erwünscht. Der Betreiber kann auf diese Weise völlig unabhängig vom Strompreis werden. Allerdings sind die Preise für Stromspeicher immer noch sehr hoch und deshalb oft nicht rentabel. Daher ist der Inselbetrieb eher die Ausnahme als die Regel.
8.3.3. Der netzgeführte Betrieb eines BHKW
Bei diesem Konzept hat der Stromversorger die Hoheit über ein Netzwerk aus vielen Blockheizkraftwerken und schaltet diese nach Bedarf an und ab. Diese Betriebsart wird bereits von einigen Stromversorgern angeboten. Sie ist oft verbunden mit einem Contracting-Konzept.
8.4. Weblinks & weitere Tipps: